obvita hat ein neues Programm geschaffen, um junge Menschen mit psychischen Problemstellungen in ihrer Ausbildungsfähigkeit zu stärken und für eine Ausbildung im 1. Arbeitsmarkt fit zu machen. Martina Schubert, Leiterin der Fachstelle Integration & Job Coaching, erzählt im Gespräch, wie es zum Projekt Startklar kam und wofür es genau gedacht ist.
Martina, was ist Startklar?
Startklar ist ein Aufbautraining für Jugendliche und junge Erwachsene mit psychischen Problemstellungen, die noch nicht fit genug sind für den 1. Arbeitsmarkt. Ziel dabei ist, die jungen Menschen im praktischen Arbeitsumfeld aufzubauen, sie zu stabilisieren und auf die Anforderungen im 1. Arbeitsmarkt vorzubereiten. Dies geschieht in erster Linie in einer reellen Arbeitsumgebung sowie in Modulen zum Aufbau ihrer Sozialkompetenzen. Der Schwerpunkt liegt zu Beginn bei der Pünktlichkeit und Stabilität.
Wie läuft so ein Aufbautraining ab?
In einem ersten Schritt geht es um die Stabilisierung. Zwei Mal die Woche finden Module zum Aufbau der Sozialkompetenz statt, immer im Hinblick auf eine Ausbildung im 1. Arbeitsmarkt. Daneben sind sie aber erst einmal in der Werkstatt und arbeiten an reellen Aufträgen, lernen Lernjournale zu führen und andere Jugendliche einzuarbeiten. Sobald möglich absolvieren die Jugendlichen ein Praktikum im 1. Arbeitsmarkt. Je nach Auftrag des Zuweisers suchen wir auch eine Lehrstelle und begleiten die Jugendlichen bei Bedarf mit einem Job Coaching in der Ausbildung weiter.
Wie ist es zu diesem Angebot gekommen?
obvita macht seit über zehn Jahren Jobcoaching, dabei haben wir oft festgestellt, dass der Abbruch einer Ausbildung im 1. Arbeitsmarkt meist daran liegt: Fähigkeiten, die für die Ausbildung vorhanden sein müssen, fehlten der entsprechenden Person zu jenem Zeitpunkt. Die Folge des zu frühen Eintritts in eine Ausbildung können dann Klinikaufenthalt oder Perspektivenlosigkeit sein. Darum braucht es so ein Programm, wie wir es jetzt anbieten. Hier können wir solche Jugendliche stabilisieren und für den 1. Arbeitsmarkt startklar machen.
Warum gibt es dieses Angebot erst jetzt?
Leider war das früher immer eine Finanzierungsfrage, aber mit der neuen IV-Revision haben wir diese Sorgen zum Glück nicht mehr. Die IV steigt früher ein und kann auch kantonal unterstützen. Die IV hat erkannt, dass es ein Aufbauprogramm braucht für junge Menschen, die aus psychischen Gründen nicht in eine Ausbildung finden. Vorgeschaltete Programme wie Motivationssemester etc. sind für diese Jugendlichen meistens nicht zielführend. Folglich wurde ein Aufbauprogramm dafür geschaffen und wir konnten loslegen.
Wo liegt der Unterschied zwischen der obvita-Ausbildung und Startklar?
Startklar ist kein schulisches Angebot und fokussiert ganz klar auf die Eingliederung im 1. Arbeitsmarkt. Es ist ein Ort zum Arbeiten und um die Ausbildungsfähigkeiten der jungen Betroffenen zu trainieren. Hier lernen sie die Arbeitsprozesse kennen, was Pünktlichkeit und Genauigkeit heissen, welche Auswirkungen es hat, wenn man nicht genau arbeitet. Dabei spielen auch die Selbstreflexion und die Konzentration eine wichtige Rolle. Eigenschaften, die es für den 1. Arbeitsmarkt braucht. Wir geben ihnen solche Strategien mit auf den Weg. Es ist also keine Ausbildung, sondern ein Aufbauprogramm.
Wie ist der zeitliche Rahmen?
Das ist unterschiedlich und auch von der IV abhängig. Das Training kann drei Monate oder auch länger dauern. Je nach Situation der betroffenen Personen. Für uns wären sechs Monate ideal, damit sie die ganzen Sozialkompetenz-Module durchlaufen können.
Aber auch sechs Monate sind sehr kurz, oder nicht?
Ja, das ist so, aber es ist immer eine Frage, was ist die Zielsetzung der IV und wo steht die Person.
Wie ist euer Team aufgestellt?
Derzeit starten wir mit zwei ArbeitsagogInnen. Je nachdem, wie sich das Programm entwickelt, werden wir entsprechend aufstocken. Mit im Boot sind zudem wir Jobcoaches; wir begleiten die Jugendlichen neben der Arbeit. Das heisst, es gibt einmal die Woche ein Gespräch und wir koordinieren sämtliche Absprachen mit der IV.
Ist jede Person ausbildungsfähig?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten, und deswegen kommen Personen, die es noch nicht sind, in unser Programm. Diese jungen Menschen stehen an völlig verschiedenen Ausgangspunkten. Nehmen wir zum Beispiel eine Person mit ADHS, deren emotionale Entwicklung zurückliegt. Eine Person, die ihre Lehre abgebrochen hat, steht unter Umständen wieder an einem ganz anderen Ort. Alle diese jungen Menschen haben jedoch etwas gemeinsam: Sie brauchen eine Bezugsperson, die an sie glaubt. Wenn man das in der Werkstatt und Betreuung gewährleistet, kann man viel erreichen.