Martina Schubert, Koordinationsperson Berufliche Integration, wird im September 2024
pensioniert. Ihre Nachfolger kommen direkt aus obvita. Die Job Coaches Kim Bogusch und Matthias Lorenz führen den Bereich seit Mai 2024 als Doppelspitze. Wir haben uns mit ihnen über die berufliche Integration bei obvita unterhalten.
Martina, du bist seit 13 Jahren bei obvita, hast den Bereich Job Coaching aufgebaut
und die Berufliche Integration mitentwickelt. Wie sieht dein Blick zurück aus?
Martina: Der damalige Geschäftsleiter Manfred Naef hatte ein Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen. So konnte ich bei obvita das Job Coaching aufbauen. Wir waren damit auch unter den Ersten, die Integrationsmassnahmen für Menschen
mit Beeinträchtigungen angeboten haben.
Von Anfang an begleiteten wir Lernende mit vor allem psychischen Problemstellungen im ersten Arbeitsmarkt. Dank guter Rückmeldungen der IV konnten wir dieses Angebot immer weiter ausbauen. Ein weiterer Eckpfeiler der Beruflichen Integration ist die Berufsausbildung direkt bei obvita:
Junge Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf werden zielführend bei uns begleitet. Wir bilden jährlich zwischen 85 und 90 Lernende in 16 Berufsfeldern aus. Ganz wichtig dabei ist auch unsere interne Schule, die unsere eigenen, aber auch externe Lernende unterstützt. Besonders stolz bin ich auf unser jüngstes Angebot, „startklar?“, für Jugendliche, denen die Ausbildungsreife fehlt. In einem professionellen Setting wird mit ihnen an ihren Kompetenzen und Ressourcen gearbeitet. Heute begleiten wir in der Beruflichen Integration mit 24 Fachpersonen ca. 280 Klient:innen, inklusive Lernende. 190 Klient:innen werden mit einem Job Coaching im ersten Arbeitsmarkt begleitet oder befinden sich bei uns in Integrationsmassnahmen.
Wie kommt es, dass deine Nachfolge aus obvita kommt?
Martina: Durch die hohe Komplexität der Beruflichen Integration und der Kontinuität wegen habe ich eine interne Nachfolge favorisiert, idealerweise als Doppelspitze. Kim und Matthias bringen neben ihren Persönlichkeiten ideale Fähigkeiten dafür mit. Die
fachliche Komponente als Psychologin und Sozialpädagoge, die sehr guten Rückmeldungen von den versicherten Personen und der IV, die Vernetzung in der Branche. Für obvita ist das eine Win-win-Situation.
Kim, Matthias, wie war bzw. ist das für
euch?
Kim: Zunächst mal eine grosse Ehre, dafür in Betracht zu kommen. Dann auch grosse Dankbarkeit, dass Martina – und auch die Geschäftsleitung – uns ermöglicht haben herauszufinden, ob das gemeinsam funktionieren könnte.
Matthias: Wir haben schon länger zusammengearbeitet, haben uns dann aber wie neu kennengelernt. Es geht darum, wie man diesen grossen Bereich sinnvoll aufteilt und wo man sich ergänzt, um maximale Wirkung entfalten zu können. Basis für alles ist ein wertschätzendes, offenes Miteinander.
Wie kann man sich die erwähnte hohe
Komplexität vorstellen?
Martina: Wir arbeiten mit Menschen mit vielfältigen Beeinträchtigungen. Die obvita Job Coaches sind das Bindeglied zwischen Klient:innen, Sozialversicherung (IV), Arbeitgebern, Beiständen und mehr. Wir haben starke Vorgaben, müssen aber individuelle Lösungen finden. Die Berufliche Integration ist sehr gross: Es gibt das
Job Coaching, das Begleitungen im ersten Arbeitsmarkt durchführt, die Fachstelle Berufliche Bildung, die interne Schule für interne und externe Lernende sowie die
Integrationsmassnahmen für Erwachsene und Jugendliche, die alle zum Fachkreis
Berufliche Integration gehören.
Wie sind die Zukunftsaussichten der
Beruflichen Integration?
Martina: Wir arbeiten eng am gesellschaftlichen Bedürfnis, haben unser Ohr immer «am Markt». Wir möchten Trends antizipieren.
So wie es mit „startklar?“ gemacht wurde?
Martina: Immer mehr Jugendlichen fehlen aus verschiedenen Gründen grundlegende Fähigkeiten für eine Ausbildung, etwa Durchhaltevermögen, pünktliches Erscheinen etc. Bisher gab es keinen Rahmen, um das zu trainieren. Diese Lücke schliessen wir mit diesem Aufbauprogramm. Bei „startklar?“ werden in strukturiertem Rahmen Näh-, Kreativ- und Holz arbeiten ausgeführt und Produkte hergestellt. Zusätzlich zur Arbeit gibt es verschiedene Module zum Aufbau von Sozial-, Selbst- und Methodenkompetenz
sowie Coachinggespräche zur Arbeit an den gesetzten Zielen. Ziel ist immer eine
Ausbildung, bestenfalls im ersten Arbeitsmarkt. „startklar?“ läuft nun zwei Jahre, wächst stetig und ist in der Ostschweiz einzigartig. Momentan begleiten wir rund 16 Klient:innen. Die jungen Personen profitieren auf vielfältige Weise, bauen Selbstbewusstsein auf und können so in eine Ausbildung starten.
Wie sieht der Blick nach vorne aus?
Matthias: Wir arbeiten an der Digitalisierung, um Prozesse in der Klient:innen Arbeit und in der Fallführung weiter zu verbessern. Auch die Weiterentwicklung unserer Berufsfelder und Integrationsmassnahmen, um unsere Klient:innen so gut wie möglich für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen, steht im Fokus.
„Wir möchten Trends antizipieren“
Martina Schubert, Koordinationsperson Berufliche Integration bis 2024
Kim: Auch die Klient:innen ändert sich. Wir werden uns noch mehr um junge Menschen mit immer vielfältigeren psychischen Problemstellungen kümmern. Demgegenüber kommen hochausgebildete Klient:innen zu uns, z.B. nach einem Burnout. Für sie alle
benötigen wir die passenden Angebote.
Martina: obvita zeichnet aus, dass wir den ganzen Entwicklungsprozess begleiten und gestalten können. Vom Erlangen der Ausbildungsreife bis zum Ende der Ausbildung, entweder intern oder extern, begleitet durch unsere Coaches, können wir gezielt auf
Bedürfnisse eingehen. Unseren Erfolg zeigt u.a. die hohe Quote von rund 95% Anschlusslösungen im ersten Arbeitsmarkt.