Laura ist eine selbstbewusste junge Frau, die konkrete Ziele verfolgt und ihr Leben geniesst. Das war nicht immer so. Als Kind fühlte sie sich häufig gestresst, und so setzte sie sich permanent selbst unter Druck: «Ich wollte immer die Beste sein und wenn ich es nicht war, hiess das für mich, ich bin nicht gut genug», erzählt die 19-Jährige. Sie kam in eine Kleinklasse, doch der Stress wurde nicht weniger. Sie wollte es unbedingt in die Realschule schaffen, was ihr auch gelang. Doch ihr Körper schlug irgendwann Alarm: Sie wurde ohnmächtig, manchmal nur einmal pro Tag, manchmal sogar mehrmals. In der ambulanten Abklärung im KJPD (Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste) wurde eine psychische Erkrankung festgestellt und daran gearbeitet.
Allmählich bekam sie wieder ein Gefühl für ihren Körper, lernte mit Stress umzugehen und beendete die Realschule. So hielt sie auch hartnäckig an ihrem Ziel fest, eine Bäcker-Lehre zu machen, obwohl man ihr davon abgeraten hatte. Drei Monate nach Lehrbeginn musste sich Laura eingestehen, dass es nicht ging. Zusammen mit der IV wurde nach geeigneten Möglichkeiten gesucht und so kam Laura zu obvita. Schon das Schnuppern gefiel ihr sehr, im Sommer 2018 startete sie dann mit der KV-Lehre B-Profil. Zuerst war sie im b51, also im Sekretariat des Altersheimes, dann ein halbes Jahr in der Finanzabteilung. Mittlerweile ist sie im letzten Lehrjahr, im Sommer macht sie ihren Abschluss. «Ich habe hier viel gelernt, die Aufgaben sind mega abwechslungsreich, die Zeit vergeht wie im Flug und ich gehe einfach gerne zur Arbeit. Auch wegen der Menschen hier. Und das Wichtigste: Ich habe während der Lehrzeit grosse Entwicklungsschritte gemacht. Hier darf ich einfach Lernende sein und sagen, wenn es mir mal zu viel ist», so Laura. Apropos Menschen: Bei obvita lernte sie Sven kennen, seit drei Jahren sind sie ein Paar, und zusammen frönen sie ihrer Leidenschaft, dem Motorradfahren.
Laura ist obvita sehr dankbar, denn nebst der persönlichen Entwicklung und dem achtsamen Umgang konnte sie auch einen Sprachaufenthalt in Manchester absolvieren. Drei Wochen war sie dort, um mehr Sicherheit in der englischen Konversation zu gewinnen, zwei Wochen davon durfte sie auf Arbeitszeit nehmen. «Das war cool: Zum ersten Mal wohnte ich allein, kochte allein und organisierte meinen Alltag selbständig.» Diese Selbständigkeit wird sie nach ihrem Lehrabschluss fortführen, denn sie zieht mit ihrem Freund zusammen. Auch sonst hat Laura konkrete Pläne. Sie wird im Plattenleger-Geschäft ihres Vaters arbeiten und dort das Marketing sowie die Administration übernehmen. Und im Sommer darauf, wenn alles gut läuft, will sie eine Weiterbildung in Betriebswirtschaft angehen. «Ich will einfach dranbleiben, in meinem Tempo.»